A. Hug (Hg.): Das Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Ufenau

Titel
Das Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Ufenau (vor 1415) und das Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Freienbach (1435).


Herausgeber
Hug, Albert
Reihe
Die Jahrzeitbücher des Kantons Schwyz 3
Erschienen
Schwyz 2008: Historischer Verein des Kantons Schwyz
Anzahl Seiten
456 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Peter Ziegler

Nach der Edition der Jahrzeitbücher der Pfarrkirchen von Schwyz (1999) und von Lachen (2001) legt der Historische Verein des Kantons Schwyz eine weitere Publikation vor: Sie gilt dem vor 1415 angelegten Jahrzeitbuch der Ufenau und dem mit 1435 datierten Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Freienbach – den ältesten erhaltenen Anniversaren in einer den Kanton Schwyz übergreifenden Region.

Als wissenschaftlicher Bearbeiter der lateinisch und mittelhochdeutsch geschriebenen Handschriften aus dem Klosterarchiv Einsiedeln konnte der Historiker Albert Hug in Brunnen gewonnen werden, der über hervorragende Archiv- und Ortskenntnisse verfügt und sich bereits im Rahmen seiner Dissertation zur Einsiedler Klosterwirtschaft in den Höfen und später auch namenkundlich mit der mittelalterlichen Geschichte dieser Region auseinandergesetzt hat.

Der mit einem Geleitwort von Martin Werlen, Abt des Klosters Einsiedeln, und Vorwörtern der Herausgeber und des Bearbeiters eröffnete Band gliedert sich in die vier Hauptteile Einführung, Kommentar, Edition und Verzeichnisse. In der Einführung skizziert Albert Hug die Geschichte der Insel Ufenau, die im Frühmittelalter zum Kloster Säckingen gehörte und mit der St.-Martins-Kirche das Zentrum einer Grosspfarrei bildete, die sich von Wädenswil bis Altendorf erstreckte und am rechten Zürichseeufer Hombrechtikon und Stäfa umfasste. Seit 965 gehört die Insel dem Kloster Einsiedeln. Die 1308 selbständig gewordene Pfarrei Freienbach zählte zur Grundherrschaft des Klosters Einsiedeln und pflegte religiöses Brauchtum, das im Jahrzeitbuch fassbar wird. Ein Exkurs über christliches Totengedächtnis, Jahrzeitstiftungen im späten Mittelalter und über die Jahrzeitbücher als historische Quelle beschliesst den ersten Teil.

Der Kommentar zu den beiden Jahrzeitbüchern gibt Erläuterungen zum Festkalender, zur Sprache und zu den Texten und macht Angaben zu Empfängern und Nutzniessern des Stiftungsgutes sowie zum Grundbesitz und dessen wirtschaftlicher Nutzung. Das Stiftungsgut umfasste u.a. Geldbeträge, Getreide, Nüsse, Butter, Ziger, Hühner, Fische, Wachs und kirchliche Gewänder und Geräte. Nutzniesser waren der Leutpriester, der Sigrist und die Armen, dazu kamen Abgaben für Bau und Unterhalt von Kirche und Kapelle. In den Texten beider Jahrzeitbücher stösst man sodann auf Grasbau und Weideland, Ackerland und Waldwirtschaft, Rebbau und Hanfanbau, Baumgärten und Fischfang als wirtschaftliche Grundlagen der Gegend.

Der Hauptteil der Publikation gilt der Edition der Jahrzeitbücher. Die Handschrift der Ufenau, mit Ersteinträgen kurz nach 1400, umfasst 37 Pergament- und einige Papierblätter. Das Kalendarium nennt teilweise die Namen der Heiligenfeste. Der Grundtext umfasst die Namen der verstorbenen Stifter, die Stiftungsbeiträge, die belasteten Güter mit Lokalisierungshinweisen sowie die begünstigten Personen bzw. Institutionen. Die Anhänge des Jahrzeitbuchs und einer darin eingebundenen älteren Pergamenthandschrift (14. Jh.) enthalten u.a. Urkundenabschriften, die Adalrichs-Vita sowie Weiheberichte und Ablässe der beiden Kirchen. Alle Texte – teils lateinisch, teils deutsch – werden vollständig und einschliesslich der Nachträge transkribiert und exemplarisch auf Farbtafeln wiedergegeben. Eine deutsche Übersetzung wird als Beispiel für den Monat Januar vorgelegt.

Nach gleichen Editionsgrundsätzen wird auch das weitgehend mittelhochdeutsch geschriebene Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Freienbach veröffentlicht: «Das rothe Buch» von 1435 (54 Pergamentblätter). Die in diesem Anniversar nicht mehr erhaltenen Monate Januar und Februar werden in der Edition der «Copia» aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entnommen. Gegliedert sind beide Handschriften ebenfalls nach dem Kalendarium. Die belasteten Güter liegen im Wesentlichen in den drei Gemeinden der Höfe (Freienbach, Feusisberg, Wollerau). Nebst Angaben zu Höfen, Familien- und Flurnamen geben die beiden Jahrzeitbücher von Freienbach weitere interessante Aufschlüsse. Unter anderem wird hier von einer Nachtragshand erstmals ein Bittgang auf den Etzel erwähnt, als Erinnerung an das 1439 im Alten Zürichkrieg dort geführte Gefecht zwischen Schwyzern und Zürchern.

Auch für die Ufenau gibt es aus den Jahrzeitbüchern neue Erkenntnisse. Erwähnt werden vier Hofstätten auf der Insel, die Kirchenstifterin Reginlinde und deren angeblicher Sohn, der 62-jährig gestorbene Insel-Heilige Adalrich, oder die Stiftung eines Adalrich-Altars im Jahre 1369. Weitere Hinweise betreffen das kirchliche Leben und auch den Unterhalt der beiden kirchlichen Gebäude sowie das Beinhaus.

Ausführliche Verzeichnisse der Personen-, Orts- und Flurnamen der beiden Jahrzeitbücher sowie der zitierten Quellen und Literatur schliessen die auch vorzüglich bebilderte Publikation ab. Nicht nur Kirchenhistoriker und Mediävisten werden Albert Hugs Edition mit Gewinn lesen, sondern auch viele Interessierte in der Region, um Neues über die Vergangenheit ihres Wohngebietes zu vernehmen. Es sei noch nachgetragen, dass das im Jahrzeitbuch Ufenau regelmässig erwähnte «Urbar der pfar Uffnow» inzwischen von Albert Hug ebenfalls ediert wurde (Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz, Bd. 101 [2009], S. 205 bis 227).

Zitierweise:
Peter Ziegler: Rezension zu: Albert Hug: Das Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Ufenau (vor 1415) und das Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Freienbach (1435). Hg. vom Historischen Verein des Kantons Schwyz. Die Jahrzeitbücher des Kantons Schwyz, Bd. 3, Schwyz 2008. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 60 Nr. 2, 2010, S. 262-263.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 60 Nr. 2, 2010, S. 262-263.

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